Als vor einigen Tagen die ersten schwerstkranken Corona-Patienten aus Italien auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln-Wahn landeten, wurden sie von einer Staffel Sonderfahrzeuge für den Weitertransport in deutsche Spezialkliniken empfangen. Das Besondere: einige Fahrzeuge hatten ein Nummernschild aus EN.
Lokalkompass
Hattingen - Ein Rettungswagen der Firma Med Care Professional hat zwei Italiener vom Flughafen Köln nach Bochum transportiert. Es war eine besondere Fahrt.
Sechs schwer kranke Corona-Patienten aus Italien hat die Bundeswehr vor wenigen Tagen zum Flughafen Köln geflogen. Zwei von ihnen hat das Hattinger Unternehmen Med Care Professional vom Militärflughafen abgeholt und ins Katholische Klinikum Bochum gebracht. "Es war ein sehr anspruchsvoller Transport", sagt Jürgen Frech, Pressesprecher des Klinikums.
Weil die Kliniken in Norditalien durch Corona hoffnungslos überlastet sind, nahm Bochum die beiden Männer auf - einen 56-Jährigen und einen 64-Jährigen aus der Gegend bei Bergamo. "Für uns ist das eigentlich tägliches Geschäft", sagt der Gründer von Med Care Professional, Michael Weber.
Mitarbeiter mussten unter erhöhtem Infektionsschutz arbeiten
Das Außergewöhnliche bei diesem Transport war, dass die Mitarbeiter zusätzlich noch unter erhöhtem Infektionsschutz arbeiten mussten
Michael Weber
Dass alle erforderlichen Hygienemaßnahmen generell eingehalten würden, sei ja keine Frage. Aber die Lage zurzeit schon sehr speziell. Der gelernte Rettungsassistent und Fachkrankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie, der zusammen mit seinem Sohn Benjamin (33) das Unternehmen führt, hat sich schon in jungen Jahren auf Intensivtransporte mit Ambulanz- und Linienflugzeugen spezialisiert.
2007 gründete er die Firma, die seit 2013 im Gewerbegebiet Henrichshütte ansässig ist. Mittlerweile hat er 40 Mitarbeiter, außerdem drei Notärzte. "Bei einem Transport sind immer zwei Rettungsassistenten und ein Notarzt im Wagen", schildert er die Lage.
1800 Fahrten leistet das Unternehmen im Jahr. Der Auftrag, die beiden Italiener nach Bochum zu holen, sei zwölf Stunden vorher von der Feuerwehr Bochum gekommen, mit der Med Care zusammenarbeitet. „Wir sind Kooperationspartner mit Kreisen und Städten in einem Radius von 70 Kilometern“, erklärt Benjamin Weber.
So eine rollende Intensivstation kostet 350.000 Euro
Michael Weber, der viele Jahre als medizinischer Flugbegleiter tätig war, wollte immer ein solches Unternehmen selbst auf die Beine stellen. Das gelang ihm 2009, als er sich auf Intensivtransporte für Flieger, später dann auch auf Transporte am Boden spezialisierte. So eine rollende Intensivstation kostet ungefähr 350.000 Euro, ein Lastwagen, der auch in seinem Fuhrpark zu finden ist, 500.000 Euro.
Med Care Professional macht auch viele Verlegungsfahrten, wenn zum Beispiel Patienten intensiv-medizinisch behandelt werden, dann für eine Operation in ein Spezialkrankenhaus gebracht und später wieder zurückverlegt werden sollen. Mit Blaulicht, aber ohne extrem hohe Geschwindigkeit
Es komme bei den Transporten nicht unbedingt auf Schnelligkeit an, denn die Betreuung sei während des Transports genauso hochqualifiziert wie in einem Krankenhaus auch.
So wurden auch die beiden schwer erkrankten Italiener in der rollenden Intensivstation von Köln nach Bochum gebracht – schnell und mit Blaulicht, aber nicht mit extrem hoher Geschwindigkeit. Und in diesem Fall natürlich mit medizinischem Personal, das mit Komplettschutz gegen Infektionen ausgerüstet war.
Rettungsfirma beklagt hohe Preise für Schutzausrüstung
In Zeiten der Corona-Krise gibt es auch internationale Hilfe. Vor wenigen Tagen hat sich Nordrhein-Westfalen bereit erklärt, sechs schwer erkrankte Patienten aus dem Norden Italiens in NRW-Krankenhäusern zu behandeln. Zwei der sechs Patienten sind zurzeit in Bochum.
Was den Gründer und Mit-Geschäftsführer des Hattinger Unternehmens Med Care Professional, Michael Weber, umtreibt, ist der Preis, den die Firma in diesen Krisenzeiten für Atemschutzmasken bezahlen muss. "Normalerweise kostet uns so eine Maske 63 Cent, im Augenblick werden 13,50 Euro genommen, für einen Anzug bezahlen wir 25,80 Euro." Im Grunde sei jetzt die Bundesregierung gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, sagt er.